Winterruhe

Kurzanleitung für die Winterruhe bei Europäischen Landschildkröten

Wenn Sie folgende Punkt mit “Ja” Beantworten können, dann ist es keine Frage ob man eine Winterstarre mit seinen Tieren durchführt oder nicht.

– möchten Sie das Ihre Tiere gesund alt werden ?
– Haben Sie ihre Tiere gerne und möchten nur ihr Bestes ?
– Möchten Sie züchten und gesunde Elterntiere ?

Für einen gesunden Stoffwechsel benötigen Europäische Landschildkröten eine Winterstarre. Jungtiere sollten ab dem ersten Lebensjahr auch, ohne Frage, eine Winterruhe halten. Leider gibt es viele Tipps und auch Literatur, die sich wiedersprechen und gerade Anfänger total verwirren. Bei Unklarheiten sollte man sich daher immer an einen möglichst erfahrenen Halter wenden, der sich mit der möglichst Artgerechten Haltung näher beschäftigt. Nachzuchten alleine sind leider kein Zeichen für einen erfahrenen Halter. Auch bei falscher Haltung und Fütterung vermehren sich die Tiere mit
entsprechendem Alter! Einige Indizien für einen guten Halter wären zum Beispiel:

Werden die Tiere im Freiland gehalten ?
Halten sie Winterruhe ? Werden Wildkräuter gefüttert ? Können Fragen zur Haltung beantwortet werden?

Daran lässt sich schon so einiges erkennen. Wenn ja, dann kann man sich schon mal einige Tipps vom Züchter holen (sollte dieser gewillt sein überhaupt zu helfen, da dies ja leider oftmals ein Zeitproblem darstellt und eine ordentliche Beratung durchaus zeitintensiv ist). Kurzum, warum schreiben wir für Neulinge so eine Kurzanleitung ? Eigentlich genau aus dem Grund dass man lediglich begrenzte Anzahl Stunden am Tag Zeit für aufwendige Beratungen hat und im Prinzip
doch immer die gleichen grundlegenden Fragen zu
beantworten sind.

Die folgenden Ausführungen zur Winterruhe haben wir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengeschrieben und stellen so gut wir wissen die selbst gemachten Erfahrungen dar. Auch fliesen an diversen Punkten die Meinungen und Tipps von diversen Schildkröten-Experten mit ein. Letztlich soll es ihnen weiterhelfen damit sie mit ihren kleinen Urzeit-Dinosauriern glückliche Zeiten vor sich haben.

Beginnen sollte die Vorbereitung auf die Winterruhe bereits Mitte bis Ende Juli. Zuerst einmal sollte man bei seinen Landschildkröten frischen Kot von einem Reptilientierarzt oder einem auf Reptilien spezialisierten Labor auf Parasiten untersuchen lassen. Leider sind es genau diese kleinen fiesen Tierchen, die oft unbemerkt ein so großes Übel darstellen, dass sie die Schildkröten vorzeitig-meist während und/oder kurz nach der Winterruhe-sterben lassen. Da es sich oftmals nicht bewerkstelligen lässt von jedem gehaltenen Tier eine eindeutige Kotprobe zu bekommen, machen sie am Besten eine Sammelkotprobe aus ggf. jedem Gehege.

Kleiner Tipp: Machen sie dies Montags um zu vermeiden, dass versandbedingt die Sendung über ein Wochenende irgendwo im Paketdepot liegt. Für eine
frische Kotprobe kann man die Tiere auch für ca. 10 Minuten im Waschbecken oder auch in einer Plastikbox in handwarmem Wasser baden. Erfahrungsgemäß dauert es nicht allzu lange und sie produzieren eine Hinterlassenschaft.

Der Kot sollte dann so schnell wie möglich untersucht werden, da sonst der Befund verfälscht sein könnte. Sollte der Befund „Oxyuren“ Würmer etc. zeigen, müssen die Tiere entwurmt werden (man kennt das von Hund/Katze, da macht man es allerdings prophylaktisch). Spot on-Präparate gibt es, jedoch sind diese oft sehr teuer. Die am meisten verbreiteten Präparate zum Eingeben sind Molevac, Panacur oder Welpan. Diese gibt man am besten ins Maul oder besser noch direkt mit einer Kanüle in den Magen der Tiere ein. Wenn sie damit überfordert sind gehen Sie bitte zum Reptilien-Fachtierarzt. Dieser hilft ihnen weiter. Nach 2 Wochen muss dieser Vorgang noch einmal wiederholt werden, damit der Kreislauf der Würmer und Wurmeier im Darm der Tiere gestoppt wird. Leider kann ein starker, unbemerkter Befall den Tieren sehr schaden. Gerade Wildfänge, die es leider immer noch und immer wieder gibt, neigen sehr dazu an den Folgeschäden von Würmern zu verenden. Jungtiere können z.B. auch als Folge von Wurmbefall stark
abmagern obwohl sie Nahrung zu sich nehmen.

Es ist wichtig nicht zu spät den Kot untersuchen zu
lassen, da die Medikamente, die die Würmer töten auch die Organe der Landschildkröte belasten. Nach der
letzten Entwurmung sollten daher noch 8 Wochen zur Winterruhe Zeit sein. Schildkröten können in der Winterruhe verenden, sollte man direkt nach Medikamentengabe die Tiere einwintern. Früh anzufangen ist also definitiv ein Vorteil. Ansonsten bleibt nur die ungünstigere Variante die Tiere ggf. in einer Holzkiste bzw. Holzterrarium, welches obenhin offen ist, noch unter entsprechendem Einsatz von technischen Hilfsmitteln (Beleuchtung – Wärme & UV) wach zu
halten bevor sie dann eingewintert werden.

Haben die Tiere keinen Befall, umso besser. Wird ein sehr leichter Befall vom Labor oder Reptilientierarzt
diagnostiziert kann in der Regel so gut wie bedenkenlos eingewintert werden.

Im Folgenden wird lediglich EINE Art beschrieben wie man die Einwinterung durchführen kann. In Expertenkreisen wird dieses Thema immer wieder heiß diskutiert und auch das Für- und Wider von Freiland-Überwinterung gegenüber der „Kühlschrank“-Methode ist immer wieder mal umstritten. Letztlich ist es Geschmacksache und eine Frage der Risiko-Bereitschaft. Wir haben uns ganz bewusst für die Kühlschrank-Methode entschieden, da unserer Meinung nach die Vorteile hierbei überwiegen.

Unsere Landschildkröten sind von Ende März bis ca. Oktober ausschliesslich im Freiland in einem geräumigen Freigehege mit Frühbeet (Schildkrötenhäuser mit Alltop-Verglasung) und Gewächshaus. Ende Oktober-wenn das Wetter schlechter ist, und nachts die Temperaturen um 4°C sind, halten sich die Schildkröten fast ausschliesslich im beheizten Frühbeet auf.

Ende September bis Oktober schafft man es noch die Wärme mit Hilfe von Elstein-Dunkelstrahlern und Thermotimern im Frühbeet zu halten. Wird es jedoch zunehmend kälter fangen die Tiere an sich zu vergraben. Dann ist die Zeit gekommen um die Tiere einzuwintern. Jungtiere vom Terrarium kommen für 2 Wochen in einen kühlen Abstellraum/Keller mit ca. 15°C. Nach diesen 2 Wochen werden die Tiere dann 1-2 mal für 10 Minuten gebadet (bei ca. 20°C) damit sie nochmals genug trinken. Das hat gerade bei Tieren unter 3 Jahren bisher immer sehr gut funktioniert. Nach dem Baden die Tiere gut ab-
trocknen und in dem kühlen Raum auf Stroh/Heu/trockenes Laub in die Übergangskiste setzen. Erwachsene Tiere die draußen leben bereiten sich in der Regel selbst auf die Winterruhe vor. Diese werden nicht mehr gebadet. Überwintert man zu trocken (z.B. nur in Stroh oder Zeitung) kann es sein, dass bei Jungtieren die Panzerplatten sogar nach innen einfallen und dies eventuell sogar ein Leben lang von diesem Fehler zeugt. Nicht zu verwechseln mit Höckerbildung. Das wäre gerade die andere Richtung und kommt in der Regel von zu trockener Aufzucht und falscher Ernährung, bzw. zu schnellem Wachstum.

Dieser Makel ist bei Europäischen Landschildkröten nicht erwünscht und verwächst sich auch leider nicht wieder. Oftmals wird das von diversen Verkäufern und Züchtern zwar behauptet, aber dem ist letztlich nicht so. Auch die These vom Schuppen der Haut ist kein Zeichen von Neubildung der Haut ! Schildkröten häuten sich nicht-
es sind ja keine Schlangen. Ursache ist oftmals zu
trockene Haltung oder aber das erste Anzeichen eines Pilzbefalles der Haut.

Nach diesen 2 Wochen kommen unsere Tiere in Kühlschränke. Da tun es, wie in unserem Fall auch, alte gebrauchte Geräte (schon zum Teil günstig über Kleinanzeigen zu bekommen). Wichtig wäre nur, dass möglichst kein Gefrierfach vorhanden ist. Als Kisten sind z.B. Plastikbehälter mit oder ohne Löcher geeignet. Bei einem großen schwedischen Einrichtungshaus gibt es immer wieder mal gute Plastikboxen in verschiedenen Farben und Größen. Die Größe der Box würden wir abhängig vom Kühlschrank und der Größe des Tieres wählen. Als Faustregel gilt immer: Panzerlänge einmal nach vorne und einmal zu jeder Seite als auch nach oben und unten. Die Tiere sollten sich schon drehen und bei Bedarf auch den Platz wechseln können.

Auch geeignet sind Weinklimaschränke, die es in vielen Größen gibt. Hierbei aber unbedingt auf den einstell-baren Temperaturbereich achten. Um die 3-8°C sollte man einstellen können. Ideal sind 4-6°C für die Über-
winterungszeit. Wenn die Temperatur konstant ist dann
nehmen die Tiere kaum ab und Jungtiere wachsen auch über ihre Winterstarre weiter und wiegen somit nach der Winterstarre oftmals sogar etwas mehr als vorher. Unglaublich aber so ist unsere Beobachtung. In die
vorbereitete Kiste kommt dann ca. 3cm hoch Hydroton (Größe ca. 0,5 bis 1cm Kugeln). Die Kugeln weichen wir in einem Wassereimer ein, damit sie gut Feuchtigkeit haben. Dann kommt ca. 10cm hoch Cocos-Humus (ungedüngt) darauf. Dann noch Laub von Buche, Eiche, Walnuss oder Birke obenauf.

Das kann ruhig etwas feucht sein. Es gibt aber durchaus auch andere Substrate die man für die Box nehmen kann. Folgendes wird für geeignet gehalten:
Sphagnummoos getrocknet oder lebend, Cocos-Humus (ungedüngt und fein), Floragard Schildköten-Substrat, Floragard Floraton 3 als auch Pinienrinde und Kiefernrinde. Immer wichtig dabei > ungedüngt und unbehandelt ! Man kann die Substrate auch mischen wobei die meisten Halter in unserem Umfeld Cocos-Humus (fein) für Jungtiere und das Schildkröten-Substrat von Floragard für adulte Tiere in Kombination mit Laub nehmen.

Die gefüllten Kisten kommen dann erstmal einen Tag ohne Tier in den Kühlschrank um sich auf die Temperatur einzustellen. Ansonsten könnte sein, dass die bereits „ruhiggestellten“ Tiere durch das warme Substrat erstmal wieder kurz hochfahren. Nun ist es an der Zeit die Tiere in den Kühlschrank bzw. die Boxen zu überführen. Dabei wird jede Schildkröte nochmal eben gewogen und das „Einwinterungs“-Gewicht notiert. Wenn möglich sollte man jedem Tier eine eigene Box spendieren. Circa alle 10 Tage machen wir die Türe für einige Sekunden auf um einen kurzen Luftaustausch zu erreichen. Mit einem Wassersprüher bringen wir immer frisches Wasser auf das Laub, damit auch alles gut feucht bleibt. Zusätzlich ist auch eine Wasserschale im Kühlschrank platziert um die Luftfeuchtigkeit etwas zu erhöhen. Temperaturen zwischen 4 bis 6°C haben wir als absolut ideal empfunden. Würde der Kühlschrank durch eine Fehlfunktion – leider hört man davon immer wieder – zu kalt werden wäre das Fatal für die Tiere und war schon in vielen Fällen der Tod der Tiere.

Um dies zu verhindern gibt es ein Gerät welches als Zwischenstecker vor den Kühlschrank in die Steckdose gesteckt wird. Ein Temperaturfühler mit 2m Kabellänge kann dann im Kühlschrank platziert werden und würde der Kühlschrank nun unter die eingestellte Temperatur kühlen wird der ganze Kühlschrank abgeschaltet. Gerade bei alten Kühlschränken, die ja meist Verwendung finden, ein absolutes MUSS. Zusätzlich überwachen wir die Temperatur im Inneren mit einem System welches die Temperaturen auf das Mobiltelefon schickt. So haben wir immer alles im Blick. Info’s dazu geben wir gerne separat, da es hier den Rahmen etwas sprengt und ist auch nicht jedermanns Sache und schon gar kein MUSS: Alle 3-6 Wochen schauen wir nach jedem Tier und es kommt für einen kurzen Moment auf die Waage. Ein kurzer Blick auf den Allgemein-Zustand des Tieres und wieder zurück in die Box.

Anfängern raten wir das Gewicht sehr genau im Auge zu behalten. Mehr als 5% bei Jungtieren, bzw. 10% Gewichtsverlust bei adulten Tieren zum „Einwinterungs“-Gewicht stellt die Grenze des Guten dar. Hat ein Tier mehr Gewicht verloren ist es ratsam es wieder aufzuwecken und den Grund dafür ggf. von einem Tierarzt herausfinden zu lassen. Es könnte durchaus auf einen Wurmbefall hindeuten, der nicht zuvor kuriert wurde. Ein rot unterlaufener Bauchpanzer könnte auch das erste Anzeichen einer Sepsis (Blutvergiftung) sein. Das sollte auch lieber etwas
ernster genommen werden, wenngleich eine leichte Einblutung, die man unter leichtem Druck mit dem Daumen wegdrücken kann, nicht ganz so als
dramatisch anzusehen ist, jedoch unbedingt beobachtet werden sollte. Bei uns starren Jungtiere zwischen
3-5 Monate je nach Schlupfdatum, somit Alter, sowie Allgemeinzustand bei der Einwinterung. Ab der zweiten Winterruhe starren alle Tiere ca. 5 Monate, bzw. bis zu

dem Zeitpunkt an dem wieder direkt ins Freiland
überführt werden kann. In der Regel werden im März – wenn die Temperaturen wieder steigen – alle Tiere wieder munter. Ein Zusammenhang mit der Luft-
druckveränderung scheint selbst bei der Kühlschrank-Methode zu funktionieren. Das Aufwecken verläuft dann wie folgt: Die Tiere werden mit der Kiste aus dem Kühlschrank genommen und in einen kühlen Raum gestellt. Vielleicht in einen Kellerraum mit ca. 18°C. Nach einem Tag bei so gut wie Zimmertemperatur kommen die Tiere dann nach oben und rascheln im Laub herum. Bei uns kommen die Tiere nach dem Aufwachen direkt ins Freilandgehege in dem sie im Prinzip auf sich alleine gestellt recht schnell und stetig aktiver werden. Bei adulten Tieren – aber das hängt auch von der Wetterlage ab – kann es etwas dauern bis sie mit dem Fressen beginnen. Manchmal denkt man, dass Paarung erstmal wichtiger ist. Jungtiere hingegen beginnen nach 1-2 Tagen direkt so gut wie normal zu fressen. Geben sie den Tieren schlichtweg etwas Zeit beim Aufwachen.

Eine andere Möglichkeit, die auch immer wieder im Bekanntenkreis angewendet wird, ist ein kurzes Bad mit ca. 20°C warmen Wasser welches mit einem Teelöffel Meersalz versetzt wurde. Danach kommen sie in ein Raumterrarium bei normaler Zimmertemperatur. Bei dieser Art des „Hochfahrens“ ist aber immens wichtig gewisse Dinge zu berücksichtigen. Die Lufttemperatur sollte bei 18-23°C gehalten werden und ein punktueller Wärmeplatz mit 35-40°C unter einem Wärmestrahler muss zwingend realisiert werden. Am Besten einen Spot-Strahler (Halogen) mit entsprechender Watt-Anzahl und Abstand zum Boden. Am besten die Temperatur am Boden messen und danach den Strahler entsprechend hoch aufhängen. Wichtig hier ist ganz explizit der Einsatz einer guten UV-Beleuchtung (min. 12% UVB-Anteil). Es gibt durchaus gute Kombinationslampen für Wärme und UV. Jedoch sind diese zwar relativ günstig in der Anschaffung jedoch, was den Stromverbrauch angeht, recht kostenintensiv. Wir empfehlen aus verschiedenen Gründen die BrightSun Beleuchtung von Lucky Reptile, welche zwar in der Anschaffung recht teuer ist, jedoch danach Strom spart und eine fast unübertroffene UV-Ausbeute hat. Ungeeignet sind alle Leuchtstofflampen. Sie bringen einfach nicht die benötigten UV-Werte und noch dazu sind die Tiere vom leichten Flackern der Leuchte nachweislich etwas irritiert. Noch dazu brauchen die Tiere da es sich um wechselwarme Tiere handelt, Wärme von oben um den Körper auf Betriebstemperatur von ca. 28°C zu bringen. Nur dann findet eine gesunde Verdauung statt und der Stoffwechsel wird angekurbelt. Ansonsten – wird die Schildkröten zu kalt gehalten – verhungert die Schildkröte mittelfristig an vollen Trögen. Naja – verhungern ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber letztlich kann schlicht und ergreifend trotz Nahrungsaufnahme keine wirkliche Verwertung der Inhaltsstoffe stattfinden und das Tier bekommt mit ziemlicher Sicherheit Mangelerscheinungen. Noch dazu ist zu erwähnen, dass generell Glasterrarien, bzw. oben geschlossene „Behältnisse“ gänzlich ungeeignet sind. Es wird definitiv zu warm und es entsteht Stauluft, bzw. Stauhitze. Zuletzt noch zu erwähnen wäre, dass es generell bei der Europäischen Landschildkröte nicht artgerecht ist sie dauerhaft im Terrarium zu halten. Als Übergang ins Freiland durchaus denkbar, aber eigentlich noch nicht einmal notwendig. Diese Arten gehören ins Freiland und benötigen zu den entsprechenden Tagestemperaturen auch abgesenkte Nachttempera-
turen von 15-20°C. Das lässt sich schlicht und ergreifen in den seltensten Fällen in einer Wohnung realisieren.

 


„Winterschlaf“ Kurzform

1.) Tiere aus dem Terrarium oder Freilandgehege für 2 Wochen bei ca. 10-16°C in einen dunklen Raum auf Erde (ca.10cm hoch in einer entsprechen hohen Kiste) stellen. Die Jungtiere 2-3 mal in dieser Zeit in handwarmem Wasser in der Badewanne oder je nach Größe auch in einem Waschbecken baden damit sie noch trinken können. Dann gut abtrocknen und ca. 10 Minuten im Bad stehen lassen. Dann wieder in den Übergangsraum. In der Kiste sollte maximal nur grabfähiges Substrat und eine kleine Wasserschale sein. Sonst nichts.

2.) Nach den 2 Wochen sind die Tiere bereits ruhiger und als nächsten Schritt sollte man sie kurz einzeln mit einer recht genauen Briefwaage wiegen. Danach kommen sie – möglichst jede für sich – in ihre vorgekühlte Box in den Kühlschrank. Die Größe der Box ist abhängig von der Größe des Tieres und dem Kühlschrank. Beispiel: Die Schildkröte ist 10cm lang. Dann sollte die Kiste (Plastikbox, oben offen) 30x35cm mit einer Höhe von ca. 25cm sein. Da hinein kommen dann Hydrotonkugeln, die einmal eine Nacht in Wasser eingeweicht waren. Darauf dann ungedüngten Cocos-Humus oder Floragard Schildkröten-Substrat. Die Schicht sollte ca. 10cm hoch sein. Am Besten in den Abendstunden das Tier dann in die Kiste setzen und mit feuchtem Laub von Eiche, Buche oder Birke bedecken bis die Kiste volle ist. Das Ganze packt man dann in den Kühlschrank/Keller bei ca. 4-6 °C. Die Tiere sollte man alle 3-6 Wochen rausnehmen, kurz wiegen und anschauen ob auf den ersten Blick alles in Ordnung ist. Mit der Zeit, bzw. den Jahren bekommt man da einen Blick dafür. Bei Unstimmigkeiten oder Unsicherheit kann man sie ja auch kurz Fotografieren und um eine Zweitmeinung fragen.

3.) Jungtiere bis ca. 3 Jahre dürfen maximal 5% und erwachsene Tiere (>1kg) 10% ihres Einwinterungs-Gewichtes während der Starre verlieren. Die Dauer der Winterruhe sollte bei Jungtieren zwischen 3 und 5 Monate sein. Abhängig vom Allgemeinzustand und Alter. Ggf. sehr genau im Auge behalten was das Abnehmen angeht. Adulte Tiere starren definitiv 5 Monate, bzw. so lang bis es direkt möglich ist die Tiere ins Freiland zu überführen. Wenn die Tiere generell kaum Gewicht verlieren ist alles super.

4.) Aufwachen: Die Tiere mit Kiste aus dem Kühlschrank nehmen und bei Zimmertemperatur für ca. 1-2 Tage stehen lassen. Dann die Tiere vorsichtig herausnehmen und ggf. in lauwarmem Wasser mit etwas Meersalz baden. Dann langsam wärmeres Wasser zugeben. Meist bewegen sich die Tiere dann gleich wieder und man kann diese ganz normal mit Futter eigentlich direkt ins Freiland überführen. Bei Jungtieren kann es – abhängig von der Witterung, bzw. den Temperaturen – ratsam sein sie zunächst in ein Übergangs-Terrarium, und dabei meinen wir eine oben offene Holzkiste, zu setzen. Dabei aber auch auf die entsprechende Beleuchtung achten.

 


Kurze Haltungsinformation

Die Haltung muss für Jungtiere feucht sein und die Ernährung sollte sich aus einer Vielfalt an Wildkräutern zusammensetzen. Die Schildkröte ist ein Tier und keine kultvierte Pflanze! Natürlich ist Einstreu wie Buchenholzspäne einfach zu reinigen, aber absolut ungeeignet für Europäische Landschildkröten. Wenn, dann ist entsprechend des Alters der Schildkröte Pinienrinde (kein Rindenmulch !!) in Kombination mit Schildkröten-Substrat zu empfehlen.

Ist es notwendig die Tiere aufgrund von Krankheit und/oder absolut bescheidener Witterung in der Übergangszeit innen halten zu müssen, dann empfiehlt sich für diese Haltung ein Holzterrarium – und damit meinen wir auch hier eine oben offene Kiste – in einer Größe von min. 120x50x40cm (für 2 Jungtiere). Lufttemperatur 21-24°C Zimmertemperatur. Nach Möglichkeit so, dass sie nachts auch etwas abgesenkt wird. Wenn man eine kleine Schildkröte in einem Glasterrarium aufzieht ist das ähnlich eines Brutkastens (viel zu warm). Schildkröten vertragen keine Stauluft, bzw. Stauhitze und Leuchtstofflampen irritieren aufgrund des Flackerns die Tiere nachweislich. Schildkröten sehen 20 Meter in Farbe und haben empfindliche Augen. Rotlicht als Wärmequelle ist ein absolutes „NO-GO“ !

Eine der besten Beleuchtungen derzeit bei der Innenhaltung (die, nochmals erwähnt, maximal eine Übergangslösung darstellen darf) ist die BrightSun von Lucky Reptile. Am besten mehrere Boden-Substanzen anbieten. (Schildkröten-Substrat, Floraton 3, Pinien-rinde, Cocos-Humus, Muschelgrit, Schiefernsteine, Moos, etc.) Das Terrarium kann man sehr gut mit Callesia repens als Futterpflanze und Grasbüscheln bepflanzen. Im Sommer ist die dauerhafte Freilandhaltung in einem entsprechend gestalteten Aussengehege ein absolutes MUSS. Dieses sollte diverse Unterschlupfmöglichkeiten bieten.

Korkröhren, Tunnel, Höhlen aus Kunststoff, Weiden-brücken oder Freilandhäuschen als Stichwörter genannt. Am Besten man richtet sich nach einer alten Bauernregel. „In Monatsnamen ohne „r“ gibt’s keinen Frost“. Also kann man sie mit einem gut isolierten Schutzhaus draußen lassen. Besser noch ein entsprechendes Schildkrötenhaus mit Alltop-Verglasung. Ein Biotherm Eco-Temperaturregler für einen Elstein-Keramikstrahler für kalte Nächte. Viele holen junge Landschildkröten ins Haus in ein Übergangs-Terrarium wenn es tagelang nur regnet oder stürmt. Das muss nicht zwingend sein, wenn man ein Schutzhaus mit entsprechender Heizmöglichkeit hat und ist einer andauernden Umquartierung immer vorzuziehen. Ein warmer Gewitterregen scheint den Schildkröten ganz besonders gut zu gefallen.

Unsere strecken die Köpfe und laufen immer durch den größten Matsch! Gefährlich sind nur Nächte mit unter 6°C für die kleinen Schildkröten unter 4cm Länge, da sie die Temperatur nicht so gut halten können wie größere Tiere. Auch sind Netze gegen Raubvögel sinnvoll solange die Tiere noch so klein sind. Eine abwechslungsreiche Bepflanzung mit Büschen wie Thymian und Lavendel dient ebenso als Versteckmöglichkeit und somit Schutz vor Fressfeinden. Sollten sich die Tiere mal eingraben ist das kein Grund gleich Panik zu bekommen. Das kann normal sein – egal ob es ihnen zu kalt oder in heißen Sommern auch zu warm wird. Jedoch sollte man die Tiere schon alle paar Tage suchen um zu schauen ob es ihnen gut geht.

 


Einkaufsliste für Winterstarre:

Kühlschrank oder Weinklimaschrank Temperatur
3-8°C ist ideal. Ein Platz im Keller oder Gewölbekeller bei sich oder evtl. in der Verwandtschaft .

Aber Achtung – heutzutage sind
die Keller von damals schon zu warm und instabil was die Temperaturen angeht.

Hydrokultur Kugeln, je Tier ca. 1Liter, 10 Liter Cocos-Humus ungedüngt.

Alternativ zum Cocos- Humus geht auch Floraton 3 oder Schildkröten-Substrat von Floragard

Laub von Birke, Ahorn, Buche oder Eiche.
Nass oder Trocken

Plastikbox passend zum Tier. Für jedes Tier
möglichst eine Box oben offen. Eventuell
an der Seite Löcher reinmachen.

Gutes Thermo-/Hygrometer mit Min/Max-Funktion
zur Kontrolle des Kühlschrankes
UT300-Thermostat zur sicheren Abschaltung
des Kühlschranks bei Fehlfunktion